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Überschrift 1
Ueli Lattmann & Andrea Jungen
Drakensberge und Lesotho: zwei Bergregionen, die uns besonders interessieren. Die eine in Südafrika, die andere ein Land für sich.
Drakensberge sind Drachenberge: bizarre Formen, die Täler, Berge und Landschaften besonderer Art prägen. Umsonst heissen sie nicht so und sie sind in vielerlei Hinsicht eindrücklich. Wie wir feststellen, auch wettermässig - launisch und kurzfristig unpassierbar. Der nördliche Teil im Golden Gate NP hat sich uns bei der Durchfahrt erschlossen: die farbigen, bizarren Felsformationen lassen immer wieder kreative Ideen aufkommen.
Doch an unserem ersten Etappenziel beim sog. "amphiteatre" bei Thendele zeigt sich eine weissliche Regenwand: undurchdringlich. Sie zwingt uns sogar, aufgrund der Kälte und Nässe ein Häuschen zu mieten, in der wir die erste Nacht in den Drakensbergen verbringen und unseren wunderbaren portugisischen Rotwein, den wir in Mozambique gekauft haben, zusammen mit Spaghetti an Tomatensause zu geniessen. Also keine Perspektive für Wandern.
Der nächste Tag beginnt genau so, wie der letzte aufgehört hat. Natürlich sind wir enttäuscht....und freuen uns über die zaghaften Sonnenstrahlen, welche den Nebel kurzfristig aufreissen, aber die Nässe und der weiter angesagte Regen motivieren uns, weiterzufahren in die südlichen Drakensberge, von wo wir dann via Sani-Pass nach Lesotho einreisen wollen.
Lesotho
Ein Königreich auf mind. 1000 MüM, über das wir Einiges gehört haben, vor dem wir gewarnt wurden, nicht hinzufahren, aber dessen Natur uns fasziniert. Vor allem die Geschichten, die sich um den Sani-Pass, welcher die östliche Grenze zu Südafrika bildet, interessieren uns und natürlich wollen wir es uns nicht nehmen lassen, auf der sich in die Höhe windenden Naturstrasse mit den vielen Kurven die Passhöhe auf 2867 MüM zu erreichen.




Sogar die Paviane am Strassenrand sind nicht vergnügt und pflotschnass.....aber nach einigen Stunden Fahrt erhellen sich Wetter und unsere Stimmung, die Berge zeigen sich uns und wir finden im Highlands Nuck einen wunderbaren Übernachtungsplatz, den wir ganz alleine für uns haben.





Moray und Alison betreiben in dieser wunderbaren Landschaft eine Farm und professionellen Holzanbau: auf diesen Bildern sieht man nicht, was wir selber nicht gerne gesehen haben: kahle Hügel, die von Eukalyptus und Fichten bewachsen waren und alle 20 Jahre kahl geschlagen werden.
Kurz nach diesen Bildern, die wir am frühen Morgen bei einer kleinen Wanderung aufgenommen haben, begann auf der anderen Bergflanke ein Feuer hohe Rauchschwaden in den Himmel zu stossen, die als dichte Wolken das halbe Tal bedecken. Welch ein Kontrast zum botanischen Garten dieser Campsite: Alison hat das Werk ihrer Schwiegereltern und deren Vorfahren aufgenommen, an diesem wunderbaren Platz mit speziellem Mikroklima ihren "Garten Eden" zu pflegen und ihn vielen Menschen zugänglich zu machen. Welch ein Geschenk für uns und die positive Energie dieses Platzes hätte uns fast verleitet, länger zu bleiben. Aber auch hier: das Wetter zeigt sich launisch und drachenmässig.

Die eher hügelige Landschaft verändert sich wieder: Felsbrocken ragen auf, das Drachenland wird sicht- und erlebbarer


Und steiler wird es auch, je näher wir der Grenz-Pass-Strasse kommen.


Und da hinauf müssen wir: auf diesen Pass auf einer Schotterstrasse mit vielen Löchern und grossen Felsbrocken.......unterwegs ein alter Mann mit Holz: wir fragen uns, woher er kommt und wohin er geht. Unterwegs aber auch ein junger Holländer, der zu Fuss unterwegs ist und den wir am anderen Tag dann in unserer Unterkunft auf dem Pass wieder antreffen


Der Zoll liegt auf der südafrikan. Seite am Fuss des Passes: alle Formalitäten waren innert Kürze erledigt. Weit und breit keine anderes Fahrzeug in Sicht.


unterwegs..... und Sicht darauf, was schon hinter uns liegt..... vor uns lag dann noch ein blockierter, kaputter Lastwagen!, an dem man dann knapp "vorbeischrammen" konnte, ohne anzuhalten!


Geschafft!
Wir sind auf dem Sani-Pass und haben die Grenze zu Lesotho überquert.
Eine riesige Hochebene breitet sich vor uns aus und eine perfekte Teerstrasse! Es ist kaum zu fassen!
Wenig Zollformalitäten, etwas mehr Rundhütten und noch viel mehr Schafe, einige Esel, und wenige Reiter, die auf ihren kleinen Pferden, die behende in den Bergen zurechtkommen, im Galopp in der Abendsonne von irgendwoher kommen und nach ihren Herden sehen.








Lesotho
Wir fahren auf einer perfekten Teerstrasse am nächsten Tag. Lesothos Strassen sind oft geteert und dies in Gegenden, die uns zunächst auf unserer Weiterfahrt Richtung Norden auf der "höchsten Panoramastrasse Afrikas" unwirtlich und quasi bevölkerungslos erscheinen. Natürlich sind Warentransporte zur Versorgung der Landbevölkerung zwingend wichtig, aber angesichts der Tatsache, dass die meisten Menschen hier in den Bergen auf Eseln und Pferden unterwegs sind, staunen wir. Bald lernen wir, dass eben auch in Lesotho einige Diamantminen von chinesischen Firmen betrieben werden, und diese müssen zuerst Strassen und Brücken über die vielen Flüsse bauen.
Ausserdem besteht seit ca. 35 Jahren ein grosses Wasserbau-Projekt mit Südafrika: Lesotho hat viel Wasser, Südafrika braucht viel Wasser. Riesige Staudämme sind geplant, deren erster bereits gebaut und in Betrieb ist. Alle Staudämme und Wasserwerke werden mit Stollen miteinander verbunden. Südafrika bezahlt dafür monatlich eine hohe Summe an Lesotho. Wir fragen nicht, was damit gemacht wird..... und die Menschen hier sagen uns, dass sie auch nicht mehr fragen.


Die Berge sind hoch, die Landschaft weit........ die Passstrassen oft steil (mehr als 20% Neigung)


Auf einer recht steilen Passabfahrt ist die Strasse blockiert:
ein LKW mit ca. 30 Tonnen Zement kann nicht mehr, hat irgendein Problem und steht mitten in einer Kurve. Plötzlich zeigt sich, wie viele Leute doch per Auto unterwegs sind, wenn ein und mehr Stunden vergehen......
Also, die Situation wird nach unserem und Anderer Ärger über die Blockade nach den heutigen mehr als 5 Stunden Pässe fahren zu einer Art Volksfest: zuerst schreien alle, jeder ist ein Experte, was zu tun sei, nichts wirkt. Schliesslich kommt jemand auf die Idee, dass unser Landcruiser ein starkes Auto sei und wir quasi die Einzigen, die den Lastwagen wieder freiziehen könnten. Natürlich bezweifeln wir das, aber wir wollen uns auch nicht der Kritik aussetzen, die Hilfe zu verweigern. Also Seile auspacken, kinetisches Spezialabschleppseil zum ersten Mal zum Einsatz bringen und Versuch starten. Der Chauffeur vom Mercedes-Sattelschlepper hat unserer Meinung nach wirklich keine Ahnung, was er machen muss, aber er "heizt" seinen Motor mal zunächst 5 Minuten lautstark auf, bevor er sich bereit zeigt, auch etwas Gas zu geben und mitzuhelfen !
Fazit: Ali resp. Ueli versuchen es, der Lastwagen bewegt sich 1-2 Meter, Ali lässt dunklen Rauch raus (da sieht man auch die Qualität lesothoischen Diesels!), der LKW macht wieder schlapp resp. Ali ist zu schwach, alleine mehr als 30 Tonnen zu schleppen (was uns ja klar war). Ueli ist aber überzeugt, wenn der Fahrer zum richtigen Zeitpunkt mitgemacht hätte, es wäre durchaus möglich gewesen den Sattelschlepper wieder flott zu machen......

Die Menschen sind etwas enttäuscht, die nächste Idee kommt sofort: die Wasserrinne am Strassenrand mit Steinen auffüllen, von Hand und mit Schuhen und kleinen Werkzeugen den Hang abgraben, damit die PKWs um den blockierten Lastwagen herumfahren können...... es funktioniert tatsächlich, 5 Autos können mit Hilfe Aller passieren. Aber nicht auszudenken, was beim nächsten grossen Regen passiert.


Nach fast vier Stunden und viel Geschrei und Diskussionen erklärt sich ein anderer Lastwagen Chauffeur bereit, in waghalsigem Wendemanöver auf der Passstrasse irgendwo umzudrehen, rückwärts an der stehenden Kolonne und ein paar Querschlägern vorbei hinunter zum LKW zu fahren und ihn abzuschleppen. Es gelingt, natürlich nicht ohne dass ein paar Drängler die Strasse sofort wieder blockieren und erneut das Geschrei losgeht.
Mittlerweile nehmen wir es gelassen, sind aber wirklich froh, als wir nach so langer Zeit auch weiterfahren und irgendeine Unterkunft suchen können, da es bereits Abend wird und im Dunkeln wirklich nichts mehr gefunden werden kann (fehlende Beleuchtungen).
In einem kleinen Dorf finden wir auf verschlungenen Dorfwegen - auch hier geht es ohne 4x4 nicht, da es keine Strassen gibt - einen kleinen Platz, der als Campsite bezeichnet ist: der Ort ist sehr schön mit Blick auf diese Berge, der Platz eben und es hat auch ein Plumpsklo. Der Besitzer des Platzes und seine Mutter sind sehr bemüht darum, dass es uns wohl sein kann: sie bringen uns kübelweise kaltes und warmes Wasser, um uns im kleinen Raum neben der Toilette zu waschen (es geht wie bei unseren Urgrossmüttern mit einem Becken, einem Schöpfgefäss und einem grossen Becken, um drin zu stehen und sich mit Wasser zu übergiessen).
Todmüde fallen wir nach einem kurzen Znacht ins Bett, froh, in unserem eigenen Bett schlafen zu können.


Und andrentags weiter durch die Berglandschaft, scheinbar endlos.......


Wir begegnen immer wieder Hirten mit ihren Herden. Manchmal haben sie ihren ganzen Hausrat dabei, aber sie - wie die meisten Menschen in Lesotho - wollen auf keinen Fall fotographiert werden; ich habe mich nicht dran gehalten.......


Weiterfahrt in einer Art "Rundweg" von Osten nach Norden, dann an der Hauptstadt Maseru vorbei quer durch das Land und dann nach Süden: so verläuft unsere Reise bis zu unserem dritten Übernachtungsort in Semonkong. Es ist wohl einer der ganz wenigen Plätze, die Übernachtungsmöglichkeiten für Reisende und Abenteuerlustige anbieten, die irgendeine vergleichbare Situation mit Campsites und Cottages anderer Länder haben. Auch hier ist es sehr einfach, aber die Lage ist hinreissend an einem Fluss und das Nachtessen sowie das Frühstück einfach traumhaft gut!


Fast alle Läden sind morgens um 8.30 Uhr, als wir wegfahren, noch geschlossen....




Unser letzter Reisetag in Lesotho ist wieder regnerisch, dafür sind die Landschaften zunehmend grüner, je weiter wir in niedrigere Gebiete kommen, die hier zw. 2000 bis 2500 MüM liegen. Überall werden Kartoffeln und Getreide angebaut. Früher muss es wohl auch eine grössere Vegetation gegeben haben, aber heute ist aller Wald abgeholzt. Die Bodenerosion ist ein grosses Problem.
Alle Menschen, denen wir begegnen, sind sehr freundlich, grüssen und winken oft...... alle sind auch offensichtlich immer an der Arbeit. Ein karges Leben zeigt sich uns.


Ziegen- und Schafherden überall auf den Bergen..... hier darf ich fotografieren: nämlich die Mohair-Ziegen und den etwas trägen, aber sehr sympathischen Wollschafbock.


An diesem letzten Tag sind wir sechseinhalb Stunden durch die schönen und vielseitigen Berge in Lesotzo gefahren bis zur Grenze in Telle-Bridge. Die Zollformalitäten auf der Lesotho-Seite waren schnell erledigt.
Auf der südafrikanischen Seite haben wir die Einreise-Visa bestätigt erhalten. Aber unseren Ali, für dessen Zollpapiere wollte niemand unterzeichnen, da der Grenzposten zwar eine Immigrationsgrenze sei, aber kein Zollbüro habe. Kurz: man wollte uns nicht nach Südafrika lassen.
Ein paar Gespräche in aller Ruhe, dann ein paar Erschöpfungstränen von Andrea: die Lösung hiess schlussendlich in grösstem Entgegenkommen der südafrikan. Grenzpolizei, dass man uns ins Land lässt, aber wir zur übernächsten Grenzstation 2 Stunden fahren müssen, um uns dort die Stempel für die Zollpapiere von Ali zu holen. Also, wir haben keine Wahl und versuchen, ein paar Schoggistängeli zu essen und einfach weiterzufahren. Klar ist, dass es dort an der Grenze lediglich irgend einen wilden - unbewilligten - Campingplatz geben wird.
Schlussendlich ist es Ueli, der immer noch fahren mag und tatsächlich nach 45 Min. erneuter Verhandlungen an der besagten Grenze - die Leute wissen dort kaum, wie das mit Autozoll-Papieren geht, aber sie sind in dieser Verhandlungsstunde voll guten Willens - weiter fährt zur Mountain View Campsite in Zastron, wo wir dann zwei Tage bleiben und uns - offen gesagt - etwas erholen.

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