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Überschrift 1
Ueli Lattmann & Andrea Jungen
zuerst: Abschied in Swakopmund
Bevor wir auf die Farm fahren, verbringen wir wie (fast) immer am Schluss der Reise ein paar Tage in Swakopmund am Meer.
In diesen Tagen wird Ali auf Herz und Nieren geprüft und Timo's Autowerkstatt und Stefan resp Carsten von Namib Campers lassen Ali Gutes angedeihen: kurz, Ali geht in Service und kommt perfekt gerüstet wieder zu uns, bereit für neue Reisen und Abenteuer! Und Volker näht uns auf unseren Wunsch hin ein neues, massgeschneidertes (gem. Plänen des Architekten) Zeltdach über der rückseitigen Türe, so quasi als "Balkon- resp. Eingangsbedachung".
Wir selber leben in diesen Tagen "wie immer" in der Ferienwohnung bei Meike und Klaus, wo wir uns einfach zuhause fühlen. All unser Hab und Gut wird jeweils aus dem Auto geräumt und alles geputzt und gewaschen mit dem gleichen Ziel: bereit für neue Reisen und Abenteuer!
Und wir besuchen unsere Freunde Hedwig und Peter, die wir einfach ins Herz geschlossen haben und uns auch bei ihnen innerlich "zuhause" und verbunden fühlen. Leider geht es Peter nicht gut: er und Hedwig, seine Familie und Freunde wissen, dass Peter bald seine letzte Reise antreten wird. Er ist uns Vorbild in so Vielem und wir sind dankbar für die Stunden, die wir mit ihm noch verbringen können.
Der Abschied von Swakopmund fällt uns diesmal besonders schwer und wir wissen gar nicht so richtig, weshalb. Aber eines ist gewiss: wir werden wieder hierher kommen, auch wenn wir uns nun sehr bewusst von Peter, vom Meer und diesem für uns besonderen Ort verabschieden müssen.




Endlich auf der Farm
Nach der letztjährigen vielseitigen, kilometermässig langen Reise verbrachten wir zum Abschluss im Januar 2024 drei ruhige Tage bei Christiane und Martin auf ihrer Farm in der Nähe (namibische Angabe, sie liegt ca. 1 Fahrstunde ausserhalb) von Okahandja. Wie bereichernd das in vielerlei Hinsicht war! Und wie erfüllend die gemeinsame Zeit und die Erfahrung, miteinander noch mehr Zeit verbringen zu wollen. So reiften ohne Aufwand :-) unsere Hoffnung und unser Entscheid, am Ende der diesjährigen Reise eine etwas längere Zeit auf der Farm verbringen zu wollen und mitzuwirken, wo und bei was auch immer Hand angelegt werden sollte. Wie schön, dass dies auch für Christiane und Martin stimmig war und wir also im Februar 2025 einen Einblick in ihr Leben auf einer Farm in Namibia erhalten sollten.
Martin arbeitet im Haupt- oder Nebenamt - wie man es sehen mag - nicht nur als Farmer, sondern auch in verschiedenen Fachgremien und hat verschiedene Mandate inne. Ihm zuzuhören, ist einfach spannend, interessant, herausfordernd und auf jeden Fall ein Genuss, da er es schafft, komplexe Zusammenhänge der Farmbelange (Bodenbeschaffenheit in diesem semi-ariden Land, Tierhaltung, Beweidung, Klima, Wasser, Politik, Fleischverarbeitung, Export etc.) nachvollziehbar darzustellen. In Namibia gibt es keine Subventionen für Farmer, keinerlei Hilfen und Kredite, die vergünstigt wären. Die Farmerfamilie trägt alle Risiken selber. Kein Vergleich mit Bauern in Europa, die sich u.a. nur schon auf mehr oder weniger sichere Regenmengen pro Jahr oder dann Pumpwasser einstellen können. Aufgrund der zunehmenden Trockenheit der letzten 20 Jahre mussten vor allem im Süden von Namibia viele Farmer aufgeben. Dies bedeutet nicht, dass man eine Farm einfach verkaufen kann. In vielen Gebieten, die von Trockenheit bedroht sind, gibt es schlicht keine Käufer. In nicht wenigen Fällen bedeutet dies Armut für Familien, die seit mehreren Generationen eine Farm besitzen.
Zunehmend aber gibt es Käufer von Farmen aus dem Ausland. Es wird dann keine Farmwirtschaft mehr betrieben.....
Christiane hat ebenfalls zwei Berufe und hat sich vor fast einem Jahr entschieden, nicht mehr zu pendeln, sondern ganz auf der Farm zu leben und ihren Beruf als Lehrerin und Gestalterin wenn überhaupt nur noch wochenweise und projektorientiert auszuüben: die Kinder kommen für eine Ferienwoche auf die Farm. Die Kunstobjekte von Christiane und ihr Gestaltungswille finden sich in ihrem Atelier und in der Art, wie sie ihren Alltag lebt: mit grosser Achtsamkeit für Permakultur, Ideen zur künstlerischen Gestaltung, Optionen für Kinder von Angestellten. Nicht immer ist es leicht, den Farmalltag, Gestaltungsideen und Finanzen miteinander in Verbindung, wenn möglich in Einklang zu bringen und meist dominiert der Farmbetrieb, der ja auch Lebensgrundlage ist.
Wir selber sind neugierige FreundemitarbeiterInnengäste und geniessen jede Minute unseres Aufenthaltes auf der Farm. Ueli hilft bei der gedanklichen Projektierung eines Umbaus des seit zwei Generationen nicht mehr renovierten Farmhauses und nimmt minutiös Masse auf, damit er dann konkrete Pläne unterbreiten kann. Andrea arbeitet hauptsächlich im Permakultur-Garten und hilft bei der Vorbereitung und Reparatur von Bienenkästen mit.
Und zudem gibt es immer wieder Zeit für Spaziergänge, für Fahrten im offenen Bakkie (so wird im südlichen Afrika ein Pickup genannt), gute Gespräche, Tiere füttern, Kuchen backen, wunderbar essen, Vögel beobachten, Hühner fortjagen, Hundebabys gaumen, Eier einsammeln, Prototyp von Stofftaschen aus alten Jeans nähen, Gartenideen austauschen, Honig abfüllen, Stiere suchen im Tal der benachbarten "Matador"-Farm, Kühe und ihre neugeborenen Kälber auf der fernen Weide kontrollieren und tausend andere Sachen mehr, die uns einfach Freude machen. Die Zeit vergeht viel zu schnell..............und wir vergessen auch einfach oft, Fotos zu machen. Die inneren Bilder sind sehr präsent.
Also, was hier im Bericht und auf den Bildern zu sehen ist, ist bei weitem nicht Alles....... und wir sind sicher, dass wir wiederkommen wollen!
Am Abend,
kurz vor dem Regen
Es ist bekanntlich Regenzeit im Februar und wir sind froh, dass es nicht so heiss ist und wir in den leicht kühlen Nächten mit 15-18 Grad wunderbar schlafen können.
Regenzeit bedeutet, dass es immer wieder regnet, aber kaum tagelang. Die Vegetation ist üppig grün wie selten. Schon in etwa drei Monaten werden die Gräser wieder trocken sein und die Landschaft in Ockerfarbe leuchten.



Bei fast jedem Farmhaus in Namibia finden sich neben Palmen, Aloen und Kakteen auch alte, hohe Eukalyptusbäume (sie wurden anfangs des 20. Jahrhunderts via Südafrika aus Australien importiert) und Windmotoren für die Wasserpumpen. Beide sind für uns zu Symbolen aktiven Farmlebens geworden.




Zu jedem Farmhaus in Namibia gehört auch ein mehr oder weniger umfangreicher Fuhrpark mit allergattig Fahrzeugen. Und selbstverständlich müssen die Fahrzeuge auf der Farm gewartet und vor Ort geflickt werden können, da ja in diesem grossen Land kaum eine Garage um die Ecke, eine Reparatur oft zu teuer ist und zu lange dauert. Also selbst ist der Farmer und seine Mitarbeitenden! Und für uns bedeutet das: wir sind beeindruckt vom Werkzeug, Ersatzteilen, Behelfslösungen, Innovation und Kreativität! Und auch von der steten Einsatzbereitschaft!






Und natürlich gehört zu diesem Farmhaus eine grosse Küche, in der sich schlicht der Alltag abspielt: zentraler Punkt für die Menschen, die hier leben und arbeiten, sich Rat holen, Pendenzen und Arbeiten besprechen, kochen, Vorräte anlegen, Schoppen für die kleinen Lämmer vorbereiten, backen, Honig schleudern, reparieren und eine lange Liste von Aufzählungen könnte nun noch folgen. Sie wäre wohl nicht abschliessend........
Und was geschieht noch weiter an einem solchen Ort? Auch H&H (Hunde und Hühner) finden, dass die Küche ihr fast zentraler Lebensort sei und damit ist klar, dass der Aufsicht über die Geschehnisse der H&H und der Reorganisation ihrer Entscheide eine bestimmte zeitliche Bedeutung zukommt.



Auch hier ein besonders schöner Teakettle........ und aus fast Allem kann man Backgefässe herstellen, wie z.B. aus einer alten Kaffeedose
und Honig gibts hier auch, aber diese Geschichte erzählen wir etwas weiter unten

Manchmal stimmen die Grössen nicht so ganz überein.........Nia ist gerade 10 Wochen alt. Und den Rest übernehmen die Hühner......



Unvollständige Hunde-Versammlung, diesmal VOR der Küche.
Und tägliche Lämmerfütterung

Was wäre eine Farm ohne Gänse und Hühner ? Sie wecken uns am Morgen, warnen vor Unerwartetem, schenken uns köstliche Eier, stören im Garten, aber picken auch fleissig Engerlinge weg, was uns dann wieder versöhnt.






Tout le monde, also auch Vierfüssige, treffen sich im Garten; auch der Güggel bei der Bananenstaude, nachdem er versucht hat, am Strunk der Papayas und in den Kompostkreisen zu scharren. Und natürlich wollen die Hunde ebenfalls nichts verpassen, was da passieren könnte und auch sie scharren den frisch verstreuten Häcksel zum Mulchen immer wieder weg.......Aber irgendwann liegt er dann doch flächendeckend.


Blick aus unserem Zimmer: Sonnenaufgang um ca. 6 Uhr. Wir starten den Tag mit Kaffee am Morgen, Arbeitsbeginn ca. 7 Uhr, dann um 10 Uhr reichhaltiges Morgenessen, Mittagspause von ca. 13 Uhr bis 14.30. Wir geniessen diese ruhigen warmen Stunden oft mit einem Mittagsschläfchen! Dann erledigen wir weiter, was noch ansteht oder lassen uns etwas einfallen!


Gemeinsame Spaziergänge über die Farm oder Fahrten mit dem Bakkie (die Galionsfigurt Lulu ist IMMER dabei) sind ein Genuss und immer spannend!




Ein natürlicher See, der in wenigen Monaten wieder trocken sein wird

Einer der künstlichen Dämme, die derzeit grosse flache Seen bildet



Omajova-Pilze: sie wachsen aus Termitenhügeln und sind eine unvergleichliche, wohlschmeckende Delikatesse: Martin ist stolz, dass er auf seiner Farm diesen Termitenhügel mit den Pilzen entdeckt hat und wir alle freuen uns auf diese Delikatesse! Christiane kocht die Pilze als spezielle Beilage: hmmmmmmhhhmmm!


Fast auf jeder Fahrt über die Farm ist das Gewehr im Bakkie mit dabei: Martin ist auch ein guter Jäger und treffsicherer Schütze. Je nach Fleischbedarf und Herdengrösse müssen auch Wildtiere gejagt werden.
Ausschau halten ist immer ein Gebot der Stunde. Diesmal hat Ueli die kleine Oryx-Herde entdeckt und Martin beim Fahren mit Zeichen verständigt. Martin organisiert sich blitzschnell, trifft mit gezieltem Schuss (Zielfernrohr) zwischen die Augen und der grosse Oryxbulle fällt zu Boden. Die weiteren nötigen Handgriffe passieren ebenso schnell: Bakkie richtig zum Tier hin fahren, die Handseilwinde bereit machen und den Hinterlauf des Oryx fassen, Tier auf den Bakkie ziehen, zurück zur Farm fahren. Dort wird das erlegte Tier sofort aufgezogen, die Mitarbeiter enthäuten es und anschliessend wird das ganze Tier zerlegt, um ca. eine Woche im Kühlraum abzuhängen.




Hier muss die Pumpe nun mit Diesel betrieben werden: es besteht an diesen Tagen zu wenig Wind, um die nötige Wassermenge zu pumpen für die vielen Tiere in diesem "camp" der Farm. Die Farm ist in viele riesige camps/Felder eingeteilt, die alle eingezäunt und durch Tore und Zwischenräume, die beweidet werden, verbunden sind. So ist es möglich, sowohl die Beweidung als auch die Tiergruppen (je nach Alter und Geschlecht und Mutterkühe mit Kälbern) im Auge zu behalten. Dennoch ist es nötig, jeden oder fast jeden Tag per Bakkie nach den Tieren zu sehen und die Wasserstände zu kontrollieren.


wohlschmeckendes, frisches Bohrlochwasser!


Regenwasser-Menge kontrollieren

Eine der beiden Gruppen von Jungstieren, die wir an einem Sonntag auf der ca. 1 Std. entfernt gelegenen Weide von Matador besuchen.
Viele der Stiere und Kühe haben eine wunderschöne Zeichnung.....wir geniessen es, frischen Cheesecake aus dem mitgebrachten Korb zu essen, Zitronenwasser und Bier zu trinken und gemütich aus dem Campingstuhl die Tiere zu beobachten.



Auch Hund Lulu ist allzeit bereit.........

Neugeborene Kälber in schönster Musterung

Farmer beobachten immer....... Kühe auch, Hunde auch, Vögel auch.......Ueli auch...






Ueli meistens auch, manchmal geniesst er es aber einfach, sich auf dem Bakkie den Wind um die Ohren säuseln zu lassen und in die Landschaft zu gucken.....und wie Erfahrung zeigt, hat er ja die Oryxgruppe entdeckt, die uns an jenem Abend dann zu leckerer Oryx-Leber zum Abendessen verhalf.
Es ist wunderbar, sich gegen Abend oder auch am Morgen mit den Hunden Zeit für einen Beobachtungsspaziergang nehmen zu können: Christiane und ich haben am Rand der Vlejs (flache Teiche, kleine Seen) im Röhricht einen sehr kleinen, kurzschwanzigen, seltenen Webervogel entdeckt. Wir sind nun auf der Pirsch, aber der Vogel ist sehr schnell und wendig und versteckt sich gut im hohen Gras


zauberhafte Blüten und Gräser....... Künstler der Anpassung an Klima und Vegetationszeit. Manchmal würde man nicht meinen, sich in einem so trockenen Land zu befinden.







Die Blüte der Teufelskrallen-Pflanze, die aus einer Pfahlwurzel lange Ranken bildet, die flach in alle Richtungen über den kargen Boden wachsen.

Christiane imkert; Bienenleben auf den Farmen in Namibia mit der langen Trockenheit und kärglicher und teilweise sehr kurzer Vegetationszeit ist ganz anders als in Europa. Beim einen Bienenstock können wir Honig ernten, beim andern versuchen wir, dem Bienenvolk durch neue Waben und einen neuen, dichten Holzrahmen im Honigteil Gutes zu tun. Dies tun wir bewusst am Abend vor der bald eintreffenden Dunkelheit. Nur: die Bienen finden das nicht so toll! Wo es trotz Warnung von Christiane über ein aggressives - weil wohl aus irgendeinem Grund gestresstes - Bienenvolk zunächst recht ruhig zu und her geht beim Wechseln, kippt die Bienenstimmung bald und wir müssen einfach fliehen. Trotz langsamer "Flucht" und uns gegenseitig Abspritzen mit voller Wasserschlauch-Ladung werden wir beide mehrfach gestochen. Die Bilder über geschwollene Knöchel, Hände und Arme wollen wir nicht fotographisch festhalten, es sieht nicht attraktiv aus. Nur Martin kann Ruhe bewahren und bleibt, bis es dunkel ist: er wird nicht ein einziges Mal gestochen. Dies jedoch dann am nächsten Tag, als er das Material holen will, das wir am Vorabend zurücklassen mussten.
Aber: der Honig schmeckt wunderbar!


Gelbe Webervögel beim Nestbau im Garten: die Männchen bauen kunstolle Nester, die wie Kugel-Deko am Baum hängen. Die Weibchen beurteilen dann, ob ihnen das Nest gut genug und gefällig ist.......


!

Ist das nicht die kleine Raupe Nimmersatt?

Zwei zufriedene Sonntags-Spaziergänger


Ist das nicht diejenige, die einfach glücklich ist?

Die neue, typische Handbewegung von Ueli

Unser letzter gemeinsamer Abend mit einem Picknick am Vlej: Oliven, panierte Auberginen, luftgetrocknetes Farmfleisch, Flammkuchen, gebratene Tomaten, Prosecco und Bier und Sicht auf das wunderbare Land!
Erst bei Anbruch der Dunkelheit fahren wir durch den Bush zurüch zur Farm: wir sind dankbar und glücklich über unsere Freundschaft und die vergangenen zwei Wochen!




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